Frage 105:
In Antwort auf die Frage 94 schreiben Sie: „Die biblischen Schriftsteller haben auch Geschichten in ihre Bücher hinein genommen oder sogar sich selber welche ausgedacht.“ Im Evangelium (2 Petr 1,16) wird es aber abgelehnt. Wie erklären Sie das?
Antwort:
Im zweiten Petrusbrief (1,16-19) heißt es: “Denn wir sind nicht irgendwelchen klug ausgedachten Geschichten gefolgt, als wir euch die machtvolle Ankunft Jesu Christi, unseres Herrn verkündeten, sondern wir waren Augenzeugen seiner Macht und Größe. Er hat von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit empfangen; denn er hörte die Stimme der erhabenen Herrlichkeit, die zu ihm sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe. Diese Stimme, die vom Himmel kam, haben wir gehört, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren. Dadurch ist das Wort der Propheten [d.h. die Weissagungen des Alten Testaments, deren Erfüllung durch die Herrlichkeitsoffenbarung Jesu bei der Verklärung versichert wurde] für uns noch sicherer geworden, und ihr tut gut daran, es zu beachten; denn es ist ein Licht, das an einem finsteren Ort scheint, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in eurem Herzen.“
Die so genannten „Gnostiker“ – Leute, die jüdische Spekulationen über die Geschichte der Patriarchen und Helden des Alten Testamentes verbreiteten – suchten mit solchen willkürlichen Spekulationen ihre Irrlehren über die Wiederkunft des Messias zu stützen, vgl. 2 Petr 3,4-5, vgl. 1 Tim 1,4; 6,20 usw. Petrus und (seine) beiden Mitapostel konnten hingegen als Augen- und Ohrenzeugen das Offenbarungsgeschehen der Verklärung Christi (vgl. Mt 17,1-8) als Vorausbild und Garantie der machtvollen Wiederkunft Christi verkünden, 2 Petr 1,16-19.
In unserer Antwort auf die Frage 94 wollten wir natürlich nicht sagen, dass die Bücher der Bibel voller willkürlicher Spekulationen und sie stützender, frei erfundener Geschichten sind. Vielmehr ist dies gemeint: die verschiedenen Autoren der heiligen Bücher benutzten unter Umständen auch fiktive Geschichten und Personen um die Wahrheiten und Werte auszusagen, die sie als inspirierte Autoren mitteilen und wirksam darstellen wollten.