German
English
Turkish
French
Italian
Spanish
Russian
Indonesian
Urdu
Arabic
Persian
Home     BIBEL- UND KORANSTELLEN     FRAGENÜBERSICHT     Literatur     IMPRESSUM

Frage 108:

Es gibt drei Eigenschaften, die Gott ausmachen. 1- Schöpferkraft 2- Unsterblichkeit 3- Unendliche Kraft. Welche Eigenschaften von diesen drei besitzt Jesus Christus? Kann jemand wie Gott nach Ihrer Meinung umgebracht werden?

 

Antwort:

Der Fragende lese zunächst folgende Texte dieser Homepage, die sich alle auf die hier gestellte Frage beziehen: Kapitel 3, Teil III und IV und die Antworten auf Fragen 97; 12; 19 und vor allem Frage und Antwort 50.

 

Dann sei angemerkt: Die in der Frage genannten „drei Eigenschaften, die Gott ausmachen“ lassen andere „Eigenschaften“ oder Namen Gottes unbeachtet, die für den Koran (nach dessen eigener Aussage und damit für den Islam allgemein) von zentraler Bedeutung sind. Man vergleiche z. B. die Anrufung „Im Namen Gottes, des Erbarmers, das Barmherzigen“, mit der jede Sure des Korans – außer der neunten – beginnt. Oder man lese Sure 59, 22-24 und beachte die Reihenfolge, in der Eigenschaften Gottes genannt werden. Die verschiedenen Listen der „99 Schönsten Namen Gottes“, etwa die in der Hadith-Sammlung von Tirmidhi überlieferte Liste von Hadithen, die der Vermittlung Abu Hurayras zugeschrieben werden („nach Abu Hurayra“), nennt an vorderster Stelle die in Sure 59,22-24 aufgezählten Eigenschaften und dann viele weitere.

 

Das Gottesbild des christlichen Glaubens ist ganz von der Predigt und von den Taten des Jesus von Nazareth geprägt. Die Christen lesen das Alte Testament im Lichte der Lehre und des Lebenszeugnisses Jesu von Nazareth. Was aber ist in dieser Perspektive das Neue des biblischen Gottesglaubens? Papst Benedikt XVI schreibt dazu in seinem ersten Rundschreiben „Deus Caritas est“(=Gott ist die Liebe) vom 25. Dezember 2005 folgendes:

 

„Das Neue des biblischen Gottesglaubens

 

9. Im Weg des biblischen Glaubens wird immer klarer und eindeutiger, was das Grundgebet Israels, das Sch'ma in die Worte fasst: „Höre Israel, der Herr, unser Gott, ist nur einer“ (Dtn 6,4). Es gibt nur einen Gott, der der Schöpfer des Himmels und der Erde und darum auch der Gott aller Menschen ist. Zweierlei ist an dieser Präzision einzigartig: dass wirklich alle anderen Götter nicht Gott sind und dass die ganze Wirklichkeit, in der wir leben, auf Gott zurückgeht, von ihm geschaffen ist. Natürlich gibt es den Schöpfungsgedanken auch anderswo, aber nur hier wird ganz klar, dass nicht irgendein Gott, sondern der einzige, wahre Gott selbst der Urheber der ganzen Wirklichkeit ist, dass sie aus der Macht seines schöpferischen Wortes stammt. Das bedeutet, dass ihm dieses sein Gebilde lieb ist, weil es ja von ihm selbst gewollt, von ihm „gemacht“ ist. Damit tritt nun das zweite wichtige Element in Erscheinung: Dieser Gott liebt den Menschen. Die göttliche Macht, die Aristoteles auf dem Höhepunkt der griechischen Philosophie denkend zu erfassen suchte, ist zwar für alles Seiende Gegenstand des Begehrens und der Liebe – als Geliebtes bewegt die Gottheit die Welt (Vgl. Metaphysik; XII,7) – , aber sie selbst ist unbedürftig und liebt nicht, sie wird nur geliebt. Der eine Gott, dem Israel glaubt, liebt selbst. Seine Liebe ist noch dazu eine wählende Liebe: Aus allen Völkern wählt er Israel und liebt es – freilich mit dem Ziel gerade so die ganze Menschheit zu heilen…

 

Vor allem die Propheten Hosea und Ezechiel haben diese Leidenschaft Gottes für sein Volk mit kühnen erotischen Bildern beschrieben. Das Verhältnis Gottes zu Israel wird unter den Bildern der Brautschaft und der Ehe dargestellt; der Götzendienst ist daher Ehebruch und Hurerei…Die Liebesgeschichte Gottes mit Israel besteht im tiefsten darin, dass er ihm die Thora gibt, das heißt, ihm die Augen auftut für das wahre Wesen des Menschen und ihm den Weg des echten Menschseins zeigt; diese Geschichte besteht darin, dass der Mensch so in der Treue zu dem eine Gott lebend sich als Geliebten Gottes erfährt und die Freude an der Wahrheit, an der Gerechtigkeit – die Freude an Gott findet, die sein eigentliches Glück wird: „Was habe ich im Himmel außer dir? Neben dir erfreut mich nichts auf der Erde… Ich aber – Gott nahe zu sein ist mein Glück“ (Ps 73, 25.28)…

 

11. Die erste Neuheit des biblischen Glaubens liegt, wie wir sahen, im Gottesbild; die zweite, damit von innen zusammenhängende, finden wir im Menschenbild. Der Schöpfungsbericht der Bibel spricht von der Einsamkeit des ersten Menschen, Adam, dem Gott eine Hilfe zur Seite geben will. Keines von allen Geschöpfen kann dem Menschen diese ihm nötige Hilfe sein, obgleich er alle Tiere des Feldes und alle Vögel benennt und so in seinen Lebenszusammenhang einbezieht. Da bildet Gott aus der Rippe des Mannes heraus die Frau. Nun findet Adam die Hilfe, derer er bedarf: „Das ist endlich Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch“ (Gen 2,23)….

Zweierlei ist daran wichtig: Der Eros ist gleichsam wesensmäßig im Menschen selbst verankert; Adam ist auf der Suche und „verlässt Vater und Mutter“, um die Frau zu finden; erst gemeinsam stellen beide die Ganzheit des Menschseins dar, werden „ein Fleisch“ miteinander. Nicht minder wichtig ist das zweite: der Eros verweist von der Schöpfung her den Menschen auf die Ehe, auf die Bindung, zu der Einzigkeit und Endgültigkeit gehören. So, nur so erfüllt sich seine innere Weisung. Dem monotheistischen Gottesbild entspricht die monogame Ehe. Die auf einer ausschließlichen und endgültigen Liebe beruhende Ehe wird zur Darstellung des Verhältnisses Gottes zu seinem Volk und umgekehrt: die Art, wie Gott liebt, wird zum Maßstab menschlicher Liebe. Diese feste Verknüpfung von Eros und Ehe in der Bibel findet kaum Parallelen in der außerbiblischen Literatur.

 

Jesus Christus – die fleischgewordene Liebe Gottes

 

12. … Das eigentlich Neue des Neuen Testaments sind nicht neue Ideen, sondern die Gestalt Christi selber, der den Gedanken Fleisch und Blut, einen unerhörten Realismus gibt. Schon im Alten Testament besteht das biblisch Neue nicht einfach in Gedanken, sondern in dem unerwarteten und in gewisser Hinsicht unerhörten Handeln Gottes. Dieses Handeln Gottes nimmt seine dramatische Form nun darin an, dass Gott in Jesus Christus selbst dem „verlorenen Schaf“, der leidenden und verlorenen Menschheit, nachgeht. Wenn Jesus in seinen Gleichnissen von dem Hirten spricht, der dem verlorenen Schaf nachgeht, von der Frau, die die Drachme sucht, von dem Vater, der auf den verlorenen Sohn zugeht und ihn umarmt, dann sind dies alles nicht nur Worte, sondern Auslegungen seines eigenen Seins und Tuns. In seinem Tod am Kreuz vollzieht sich jene Wende Gottes gegen sich selbst, in der er sich verschenkt, um den Menschen wieder aufzuheben und zu retten – Liebe in ihrer radikalsten Form. Der Blick auf die durchbohrte Seite Jesu, von dem Johannes spricht (vgl. 19,37), begreift, was Ausgangspunkt diese Schreibens war: „Gott ist Liebe“ (1 Joh 4,8). Dort kann diese Wahrheit angeschaut werden.

Und von dort her ist zu definieren, was Liebe ist. Von diesem Blick her findet der Christ den Weg seines Lebens und Liebens“ (Papst Benedikt XVI, DEUS CARITAS EST, Nr. 9, Nr. 11 und Nr. 12 in Auswahl. Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls, Nr. 171. Hrsg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz. Bonn 2006).

Kontakt

J. Prof. Dr. T. Specker,
Prof. Dr. Christian W. Troll,

Kolleg Sankt Georgen
Offenbacher Landstr. 224
D-60599 Frankfurt
Mail: fragen[ät]antwortenanmuslime.com

Mehr zu den Autoren?