Frage 128:
Wusste Jesus im Voraus, dass Judas ihn verraten würde? Wenn ja, warum hat er sich nicht verteidigt?
Antwort:
Nach Aussage der vier Evangelien teilt Jesus beim letzen Abendmahl mit, dass einer aus dem Kreis der Jünger ihn verraten und ausliefern wird. Nach dem Matthäusevangelium gibt Jesus dabei zumindest einen indirekten Hinweis auf Judas. Hinter dieser Ankündigung des Verrats steht der Psalmvers: “Auch mein Freund, dem ich vertraute, der mein Brot aß, hat gegen mich geprahlt/hat mich hintergangen” (Psalm 41, 10). Die Macht des Bösen ist selbst im engsten Kreis der Jünger Jesu wirksam.
Warum hat Jesus sich nicht verteidigt? Warum ist er nicht ausgewichen? Es ist ihm wohl immer deutlicher geworden, dass er einem gewaltsamen Tod nicht entgehen wird, wenn er seiner Botschaft von Gottes unbedingter Liebe zu jedem Menschen treu bleiben will. Er wird das Schicksal des Gottesknechtes (siehe Jesaja 53) erleiden. Dieser wird, obwohl er unschuldig ist, abgelehnt und getötet. Ohne selbst Gewalt anzuwenden und ohne bitter zu werden, nimmt er seinen Tod im Vertrauen auf Gott an. Gerade dadurch aber durchbricht er den Kreislauf der Gewalt und trägt zur Versöhnung einer friedlosen Welt bei. Im Gehorsam gegenüber Gott geht Jesus den Weg des Gottesknechtes. Er gibt sein Leben „für euch und für alle“ hin. Dies vor allem teilt er beim letzten Abendmahl mit, und diese Hingabe feiert die christliche Gemeinde in jeder Eucharistiefeier. In ihr lädt Jesus die Gläubigen zur Hingabe im Dienst ein und gibt in seinem Heiligen Geist die Kraft dazu.