Frage 140:
Manche Priester meinen dass dem Incil (Evangelium bzw. das ganze Neue Testament) nicht ganz zu vertrauen sei. Was denken Sie darüber?
Antwort:
Der Apostel Paulus schreibt im Ersten Brief an die Thessalonicher: „Das Wort Gottes ist weiterhin wirksam in euch, die ihr glaubt“ (2,13). Und das Zweite Konzil sagt treffend: „In den Heiligen Büchern kommt ja der Vater, der im Himmel ist, seinen Kindern in Liebe entgegen und nimmt mit ihnen das Gespräch auf. Und solche Gewalt und Kraft west im Worte Gottes, dass es für die Kirche Halt und Leben, für die Kinder der Kirche Glaubensstärke, Seelenspeise und reiner, unversieglicher Quell des geistlichen leben ist. Darum gelten von der heiligen Schrift im besonderer Weise die Worte: ‚Lebendig ist Gottes Rede und wirksam“ (Hebr 4,12), „mächtig, aufzubauen und das Erbe auszuteilen unter allen Heiligen“ (Apg 20,32; vgl. 1 Thess, 2,13). (Dei Verbum, 21)
Indem diese Schriften als das Herz der lebendigen Tradition der Gemeinschaft des Glaubens gelesen werden, vermitteln sie Rechtleitung in Bezug auf zahllose zeitgenössische Fragen: die Rechte und Verantwortlichkeiten der menschlichen Person, der Wert des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum Tod, die Notwendigkeit, die Schöpfung zu schützen und wahren, die Suche nach nachhaltiger Gerechtigkeit und bleibendem Frieden für alle Völker. In besonderer Weise lehrt das Evangelium Jesu den Wert jeder einzelnen Person, die Liebe die jeder Person entgegengebracht werden soll, und das Vertrauen auf Gott, dessen „Huld ewig währt“ (Ps. 136). In unseren Tagen werden die Hl. Schriften zuweilen missverstanden so als untergraben, ja ersticken sie die menschliche Freiheit und Entwicklung. In Wirklichkeit sind sie der Weg zur Wahrheit, der zu wahren Freiheit führt (Joh 8,32). Oftmals werden sie als veraltet und irrelevant angesehen. In Wirklichkeit aber sind sie Worte des Lebens von dauernder Relevanz. Sie sind stets neu und haben die Kraft, das Leben der Menschen zu verändern und erneuern (Hebr 4,12). Vor allem aber finden wir in den Hl. Schriften nicht tote Buchstaben, sondern Christus selbst, des ewige Wort des lebendigen Gottes (KKK 108). In den Hl. Schriften kommt Jesus, das Mensch gewordene Wort, um uns zu begegnen, denn die gesamte Hl. Schrift spricht zu uns von Christus (ebd. 134).