Frage 222:
War Abraham ein Inder? Auf einer Homepage wird behauptet, dass der jüdische Historiker Flavius Josephus geschrieben habe, die Juden seien ursprünglich Inder gewesen.
Antwort:
Die Argumente für die angebliche Auffassung des jüdischen Historikers Flavius Josephus (ca A.D. 37 ? ca 100) sowie die genannte Homepage sind mir unbekannt. Allgemein wird der altisraelitische Patriarch Abraham (‚Vater der Völker‘), dessen Name ursprünglich Abram (nordsemitisch: ‚Der [Gott] Vater ist erhaben‘) lautete, historisch als nordwestsemitisch-halbnomadischer Kleinviehzüchter aus dem 18./19. Jahrhundert vor Christus betrachtet, der im Glauben zum Stammvater dreier Weltreligionen: Judentum, Christentum und Islam wurde. „Abraham durchwanderte mit seiner an dem ‚Gott des Vaters‘ , El, orientierten Gruppe das Land. Dieser Gott El ist weder an den Himmel noch an eine bestimmte Kultstätte gebunden, sondern an diesen ‚Vater‘, dem er sich offenbarte, sowie an dessen Clan, mit dem er immer mitwanderte. Gott erscheint als Hirte, der die habnomadischen Clans der Patriarchenzeit schützt. Auch wenn sich Abrahams Wanderungen auf den Bereich um Hebron konzentriert haben dürften, zeichnet sie das Buch Genesis auf dem Hintergrund seiner theologisch-literarischen Gesamtkonzeption wesentlich großräumiger, stellt sie in völkergeschichtliche Zusammenhänge. Abraham wird als Vorbild des Glaubenden gedeutet. Die Geschichte von der Opferung seines Sohnes Isaak zeigt, dass Abraham bereit war, alles zu geben. Gott lehnte jedoch das Menschenopfer ab.“ (Udo Tworuschka, Lexikon: Die Religionen der Welt. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 1999, S. 14f.)