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Frage 254:

Können Christen an die menschliche Evolution glauben?

 

Antwort:

Soweit ich die Sache verstehe, schuf Gott die ersten Menschen, Adam und Eva, aus Lehm. Es gibt jedoch eine Menge von Evidenz die tatsächlich [die These von der ] menschliche[n] Evolution stützt.: fossile Belege und die Sache mit den Chromosonen (Der Fragende verweist hier auf http..). Ich nehme an die Bibel kommt von Gott. Das bedeutet dass sie absolut genau, frei von jeder Falschinformation sein sollte. Daraus kann ich schließen:

 

1. Bei dem Vers, in dem es heißt: Adam und Eva wurden aus Lehm geschaffen, handelt es sich um eine Art Analogie. So darf der Vers nicht wörtlich verstanden werden. Oder…

 

2. Gott hat hier Belege geschaffen um Menschen zu verwirren, die die Wahrheit suchen.

 

Ich habe viele Atheisten erwähnen gehört dass sie wegen all der Evidenz die die [These der] Evolution stützt, nicht an Religion glauben. Nachdem ich alles über die Evolution gelernt habe kann ich nicht sehen warum sie an Religion glauben sollten. Es ist möglich, dass ich die Geschichte von Adam und Eva mit der Version des Qur’an durcheinandergebracht habe oder ähnliches. Aber falls ich das nicht getan habe: welches Argument kann ich benutzen in Debatten über diese sehr wichtige Sache mit einem Atheisten. (T)

Antwort:

Wenn Christen die Bibel als das „Wort Gottes“ bezeichnen, dann bedeutet dies für sie nicht, dass die Bibel von Gott „diktiert“ wurde, sondern , dass sie von ihm inspiriert ist und über die Jahrhunderte von verschiedenen Personen für Menschen die in einer anderen Kultur leben verfasst wurde, beginnend vor mehr oder weniger 3000 Jahren. Wenn wir also die heutige Bedeutung der Bibel verstehen wollen, müssen wir sie interpretieren. Ferner ist die Bibel nicht ein „wissenschaftliches Buch“. Es gibt [in der Bibel], wie wir sagen, verschiedene “literarische Gattungen”, etwa: Dichtung, Gesetz, Wissenschaft, Geschichte, Philosophie und viele weitere. Der Zweck der Bibel ist es nicht zu erklären, wie die Welt funktioniert, sondern woher die Welt kommt und wohin sie geht. Sie erklärt nicht, „wie der Himmel funtionieren“ sondern „wie wir in den Himmel kommen“. Sie beantwortet nicht die Frage „Wie?“ sondern beantwrotet eher die Frage „Warum?“. Die Geschichte von Adam und Eva ist nicht ein historischer Text, sondern eine Erzählung, die von der Beziehung Gottes zu den Menschen handelt. Adam heißt im Hebräischen „menschliches Wesen“ und Eva „lebendiges Wesen“. Und das Wort für Lehm im Hebräischen ist „adama“… Man sieht, der Autor spielt mit den Worten um uns an das zu erinnern, was wir grundsätzlich sind: Wesen, die alles Gott verdanken, der uns liebt und sich um uns kümmert…

Ausgenommen Fundamentalisten der einen oder anderen Art, die die Bibel so lesen wollen als sei sie ein wissenschaftlicher Text (was unglücklicherweise ungefähr die Hälfte der Christen in den USA tun), akzeptiert der christliche Glaube die [Theorie] der Evolution und betrachtet sie als ganz und gar kompatibel mit ihrem eigenen Gottesbild, einem Gott, derLliebe ist und nicht alles kontrollieren will, sondern der, im Gegenteil, für eine freie Schöpfung steht, die langsam zu dem wird was sie ist und die berufen ist, frei zu ihrem Schöpfer zurückzukommen. (Jean-Marc Balhan SJ)

 

Der oder die Fragende lese ferner unsere Antworten auf Frage 196 und 197.

Im YOUCAT, dem ‘Jugendkatechismus der Katholischen Kirche’, werden die beiden Begriffe ‚Evolution‘ und ‚Kreationismus‘ kurz definiert: „‚Evolution‘: (lat. evolutio = eigentlich das Aufschlagen, die Entwicklung): Das Wachsen der Endgestalt von Organismen über Jahrmillionen. Christlich betrachtet geschieht Evolution als fortwährendes Schöpfung Gottes in den Naturprozessen.“ „Kreationismus (von lat. creatio = Erschaffung): Die Vorstellung, dass Gott, als wäre das Buch Genesis ein Tatsachenprotokoll, durch direktes Handeln die Erde auf einmal erschaffen hat.“ (S. 37, zu Frage nr.42) Frage und Antwort 42 des YOUCAT lautet: „42: Kann man von der Evolution überzeugt sein und doch an den Schöpfer glauben? Antwort: Ja. Der Glaube steht Erkenntnissen und Hypothesen der Naturwissenschaften offen gegenüber (vgl. auch: Katechismus der Katholischen Kirche [=KKK], nos. 282-288). Die Theologie hat keine naturwissenschaftliche Kompetenz; die Naturwissenschaft hat keine theologische Kompetenz. Die Naturwissenschaft kann nicht dogmatisch ausschließen, dass es in der Schöpfung zielgerichtete Prozesse gibt; der Glaube kann im Gegenzug nicht definieren, wie sich diese im Entwicklungsgang der Natur konkret vollziehen. Der Christ kann die Evolutionstheorie als hilfreiches Erklärungsmodell annehmen, sofern er nicht dem Irrglauben des Evolutionismus verfällt, der den Menschen als Zufallsproduckt biologischer Prozesse sieht. Evolution setzt voraus, das etwas da ist, was sich entwickeln kann. Über das Woher dieses „Etwas“ ist damit nichts ausgesagt. Auch Fragen nach Sein, Wesen, Würde, Auftrag, Sinn und Warum von Welt und Menschen lassen sich nicht biologisch beantworten. Wie der ‚Evolutionismus‘ nach der einen, so ist der Kreationismus nach der anderen Seite hin eine Grenzüberschreitung. Kreationisten nehmen biblische Daten (z.B. wie alt die Erde ist, Sechstagewerk) naiv wörtlich.“

Kontakt

J. Prof. Dr. T. Specker,
Prof. Dr. Christian W. Troll,

Kolleg Sankt Georgen
Offenbacher Landstr. 224
D-60599 Frankfurt
Mail: fragen[ät]antwortenanmuslime.com

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