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Frage 274:

Warum benötigt Gott Jesus, Seinen Sohn um Sünden zu vergeben, angesichts der Tatsache dass Er doch so allmächtig, allgütig und unendlich liebevoll ist?

 

Antwort:

Wir zitieren hier zunächst eine hilfreiche Passage aus den Ausführungen zu Thema 3 dieser Webseite. 

 

Der Glaube an die Erlösung durch das Kreuz hat in der Tat auch fragwürdige Formulierungen und ungesunde Ausrichtungen im Bereich religiöser Lebensorientierung hervorgebracht: etwa eine Art religiöser Verklärung des Leidens (‚Dolorismus‘), die zuweilen an Masochismus grenzte; das Ideal eines passiven Gehorsams; eine Mentalität, die Rechnungen aufstellt mit der göttlichen Gerechtigkeit; das Verlangen nach Wiedergutmachung durch freiwilliges Erleiden von Strafe oder „in Stellvertretung“ usw. Auch das heute zuweilen begegnende Anpreisen des höchsten Lebensopfers eines Revolutionsführers im „heiligen“ Kampf für Gerechtigkeit und Befreiung könnte man dieser Kategorie zuordnen. So ist es angebracht, uns einige grundsätzliche christliche Wahrheiten ins Gedächtnis zu rufen.

Zunächst einmal ist das Leben Jesu befreiend und erlösend. Durch seine innerlich freie Haltung gegenüber dem religiösen Gesetz, das teilweise gegen den ursprünglichen Willen Gottes ausgelegt wurde und so den Menschen unnötige Lasten auflegte (vgl. Matthäus 11:28; 23:4; Lukas 11:46) und durch seine Treue in der Offenlegung des wahren Angesichtes Gottes als eines Vaters, der alle Menschen ohne Vorbedingungen liebt, zog Jesus sich die Feindschaft der Anführer seines Volkes zu. Diese Anführer verurteilten Jesus, in Komplizenschaft mit denen, die von Jesus enttäuscht waren, zum Tode. Sie übergaben ihn der Macht der Römer, die ihn nach ihren Gesetzen mittels der klassischen, grausamen Strafe der Kreuzigung töteten. Der gewaltsame Tod Jesu ist innere Konsequenz dessen, was Jesus in seinem Leben bewegte.

 

In Antwort auf die oben gestellte Frage ist zunächst einfach zu sagen, dass Gott selbstverständlich Sünden direkt vergeben könnte. Gott entschied jedoch dass unsere Sünden vergeben werden durch das Leben, Leiden und Sterben sowie die Auferstehung Jesu. Jesus vergab nicht nur öffentlich Sünden, seine Gleichnisse sprachen auch in beredter Weise über Gottes Freude Sünden zu vergeben. Nehmen wir z.B. die Gleichnisse vom verlorenen Sohn und von der Suche nach dem verlorenen Schaf (vgl. Lukas, Kapitel 15). Jesus nahm auch an Mahlzeiten mit denen teil, die öffentlich in der Gesellschaft als Sünder bekannt waren (Lukas 5:29-32). Es gibt viele andere Beispiele dafür, wie Jesus Gottes Barmherzigkeit und Vergebungsbereitschaft manifestierte (z.B. die Frau, die eine Sünderin war, Lukas 7:36-50). In all diesen Weisen wollte Jesus uns helfen, an Gottes Bereitschaft zur Vergebung zu glauben. Der Glaube an Gottes Vergebungsbereitschaft soll uns helfen unseren eigenen Blick zu ändern und mit unserem Nächsten nach dem Beispiel Jesu umzugehen. 

 

Der bemerkenswerteste Aufweis der Vergebungsbereitschaft Gottes fand statt als Jesus ein Gotteslästerer genannt wurde und gewaltlos den schändlichen Tod außerhalb der Mauern Jerusalems auf sich nahm. Er wurde zum Opfer der Eifersucht, des Stolzes und der Hasses derer, die ihn ohne jegliche Rücksucht auf Gerechtigkeit folterten und töteten. Jesus nahm dieses Leiden und diese Schande wie der „leidende Gottesknecht“ im Buch Isaiah (vgl. Kap. 53) an, ohne Vergeltung oder Wiedergutmachung zu verlangen. Dadurch brach Jesus den Zyklus der Gewalt und Rache, der die menschliche Gesellschaft von Anfang an beherrscht hatte – Jesus vergaben denen, die ihn töteten (Lukas 23:34) und eröffnete so der Menschheit den Weg um mit der Sünde und ihren Folgen umzugehen. In dieser Weise wurde Jesus zu einem in der Geschichte einmaligen Zeichen für Gottes Erbarmen und Vergebung. 

 

Kurz gesagt, Gott benötigte Jesus nicht um uns unsere Sünden zu vergeben. Jedoch hat er für uns einen ganz neuen Weg zum Leben mit sich eröffnet durch das Beispiel Jesu demütiger Unterwerfung unter Schande und Tod.   

Kontakt

J. Prof. Dr. T. Specker,
Prof. Dr. Christian W. Troll,

Kolleg Sankt Georgen
Offenbacher Landstr. 224
D-60599 Frankfurt
Mail: fragen[ät]antwortenanmuslime.com

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