German
English
Turkish
French
Italian
Spanish
Russian
Indonesian
Urdu
Arabic
Persian
Home     BIBEL- UND KORANSTELLEN     FRAGENÜBERSICHT     Literatur     IMPRESSUM

Frage 277:

Ist das Christentum die bessere Religion als das Judentum?

 

Antwort: 

Die Beurteilung einer Religion als „gut“ und „besser“ stellt die Frage nach den Kriterien dieser Beurteilung. Nach christlichem Glauben sind Juden und Nicht-Juden („Heiden“) in Jesus Christus miteinander versöhnt – ein „besser“ im Sinne einer Abwertung des Judentums oder auch einer Konkurrenz, wie sie die heutige Wirtschaftsordnung nahelegt, verbietet sich deshalb.

 

In diesem Sinne muss man zunächst berücksichtigen, dass es eine tiefe Bindung des Christentums an das Judentum gibt. Um nur einige Beispiele zu nennen: Jesus ist selbstverständlich Jude und sieht sich zunächst auch zur Sammlung und Einigung des unterdrückten und zersplitterten Volkes Israels gesandt. Trotz der Ablehnung von Jesu Sendung hält Gott die Treue zum Volk Israel. Er nimmt weder die Erwählung noch die Verheißungen zurück, so dass Paulus ganz klar sagen kann, dass die Juden „die Sohnschaft, die Herrlichkeit, die Bundesordnungen [haben], ihnen ist das Gesetz gegeben, der Gottesdienst und die Verheißungen, sie haben die Väter und dem Fleisch nach entstammt ihnen der Christus“ (Römer 9:4-5). Weiterhin waren die Apostel Juden und auch Paulus ist trotz seiner Abkehr vom fanatischen Eiferer weiterhin auch vor dem Hintergrund des Judentums zu verstehen. Schließlich haben alle christlichen Kirchen sich bewusst dem Versuch widersetzt, das Alte Testament aus dem Kanon der biblischen Bücher auszugrenzen, und an der Einheit von Altem und Neuem Testament festgehalten. 

Um die Frage nach dem „besser“ angemessen zu beantworten, muss man also die Offenbarung Gottes in Jesus Christus und die auf diese Offenbarung antwortende Religion des Christentums unterscheiden. Die Offenbarung Gottes in Jesus Christus ist nach christlichem Glauben endgültig und nicht zu überbieten. Die Religion des Christentums hingegen ist nur durch den Glauben an den Gekreuzigten und Auferstandenen und ihre treue Nachfolge auf dem Weg Jesu von Bedeutung. Sie kann diese Nachfolge nur annäherungsweise leisten und weiß, dass sie unvollkommen ist. Deshalb kann sie auch im Gespräch mit anderen Religionen –  sowohl dem Judentum als auch mit anderen Religionen – zu einer größeren und tieferen Erkenntnis gelangen. Es ist also nicht die Religion des Christentums, die „besser“ ist, sondern der Bezug auf Jesus Christus, der Christentum und Judentum unterscheidet: In Bezug auf Jesus Christus kann die Religion des Judentums nun nicht als „vollkommen“ oder „besser“ angesehen werden, denn die überwältigende Mehrheit der Juden lehnt die Deutung von Jesus als Messias (Christus) ab oder hält sie zumindest in Bezug auf Gott für nicht bedeutsam. Deshalb kann zum Beispiel Paulus zugleich die Treue Gottes zu den Juden betonen, und zugleich von Herzen wünschen, dass sie Jesus als den Christus erkennen.

 

Weitere Hinweise finden Sie unter den Fragen 102 und 83. 


Kontakt

J. Prof. Dr. T. Specker,
Prof. Dr. Christian W. Troll,

Kolleg Sankt Georgen
Offenbacher Landstr. 224
D-60599 Frankfurt
Mail: fragen[ät]antwortenanmuslime.com

Mehr zu den Autoren?