Frage 297:
Soll ich den Katechismus [der kath. Kirche] oder die Bibel lesen, aber nach welcher Konfession? Ich glaube an Gott, aber an welche Wahrheit soll ich glauben?
Antwort:
Sie fragen: „An welche Wahrheit soll ich glauben?“ Zunächst würde ich sagen: an die Wahrheit, die sie überzeugt, d.h. die ihnen einleuchtet oder die Ihnen eine zutiefst befriedigende Antwort bietet auf ihre tiefsten Wünsche und Sehnsüchte. Wonach also sehnen Sie sich letztlich?
Verschiedene Religionen, bzw. Gründer von Religionen treten in der Geschichte auf, die den Anspruch erheben, die tiefsten Fragen und Sehnsüchte der Menschen zu beantworten. Unter diesen Figuren ragen hervor: Buddha, Jesus Christus und Muhammad. Ich gehe hier nur ein auf den Anspruch, d.h. letztlich, den Wahrheitsanspruch, den Jesus selbst erhoben hat und den die Gemeinde seiner Jünger, die Kirche, bis heute weiter erhebt.
Für uns Christen ist diese Wahrheit zunächst die Person des am Kreuz gestorbenen und zu neuem Leben auferstandenen Jesus von Nazareth selbst. Wir erfahren und wissen ihn im Glauben in unserer Nähe, ja in uns, durch die Kraft und im Licht Seines Heiligen Geistes, den er uns schenkt. Wie lautet der Anspruch Jesu, der uns durch die Gemeinde der Christgläubigen durch die Jahrhunderte hin bis heute übermittelt wird? Um die Antwort auf diese Frage zu erfahren, könnten Sie die Inhalte dieser Webseite lesen [in einer der elf verfügbaren Sprachversionen] oder einen Katechismus der katholischen Kirche konsultieren und, wenn möglich, mit einem überzeugten, religiös gebildeten katholischen Christen über diese Fragen austauschen (siehe z.B. www.dbk.de/katechismus).
Ich fasse hier Jesu Lehre, wie die katholische Kirche ihn verkündet, unter drei Gesichtspunkten ganz kurz zusammen:
(1) Jesus verkündet, dass Gott sich verströmende, dienende Liebe ist und besiegelt diese Botschaft mit einem Leben, dass frei von jeglicher Spur der Sünde ist, d.h. z. B. frei von Selbstbezogenheit, Stolz, Hang zur Vergeltung, Gewalttätigkeit. So wird seine Botschaft glaubwürdig, dass in ihm sich dieser liebende Gott letztgültig und unwiderruflich den Menschen zugewandt hat und dass in ihm alle Menschen berufen und befähigt werden zu einem Leben der selbsthingebenden Liebe.
(2) Jesus verkündet, dass die Menschen ihre Erfüllung finden, wenn sie seinem Ruf folgen und sich die Kraft zu einem Leben in dienend-liebender Hingabe schenken lassen.
(3) Jesus bezeichnet sich selbst als „der Weg und die Wahrheit und das Leben. Er sagt: „Niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Joh 14,6). An anderer Stelle im Evangelium nach Johannes sagt er: «“Ich bin das Brot des Lebens ... das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist …Wer dieses Brot isst, wird in Ewigkeit leben“ (Joh 6,48-58). Johannes überliefert uns viele derartige Worte, die die Einmaligkeit Jesu und seine lebenspendende Bedeutung für andere betonen: „Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden (Joh 10,9). – „Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte gibt sein Leben hin für seine Schafe“ (Joh 10,11). – „Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, wird nicht im Finstern untergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben“ (Joh 8.12). –„Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer zu mir kommt wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben“ (Joh 6,35). –„Wer vom Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben, vielmehr wird das Wasser, das ich ihm geben, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt“ (Joh 4,14). – Der ungeheure Anspruch, der in diesen Worten liegt, kann dazu führen, Jesus abzulehnen oder aber Zutrauen zu ihm zu gewinnen, ihm zu vertrauen. So versteht sich die Frage, die Jesus den Jüngern stellt: „Wollt auch ihr weggehen?“ (Joh 6,67). Darauf die vertrauensvolle, liebende und hingebende Antwort des Apostels Petrus: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens“ (Joh 6,68). Durch dieses uneingeschränkte Vertrauen zu Jesus Christus sollte sich dann bewahrheiten, was er gesagt hatte: So elementar wichtig „Wasser“ und „Brot“ für unser tägliches Leben, so unentbehrlich ist Jesus Christus für den, der auf ihn vertraut. So notwendig zur Orientierung in der Dunkelheit das Licht ist, so wegweisend ist Jesus Christus in seinen Worten und Taten für den, der seinem Beispiel folgt. So wird er tatsächlich zur „Tür“, die zum Leben führt, zum „guten Hirten“, der Zuflucht und Geborgenheit schenkt. Unzählige Generationen von Menschen haben diese Erfahrung machen dürfen und sind erst durch Jesus Christus richtig zum Leben gekommen.» (Ludwig Hagemann, Was glauben Christen? Die Grundaussagen einer Weltreligion, Freiburg i. B. 1991, S. 75f.)
Ich kenne keine andere Person der Weltgeschichte, die einen vergleichbaren Anspruch gestellt hat. Entweder war Jesus ein geistig gestörter Illusionär oder aber er war der von Gott in diese Welt gesandte Messias, der Sohn Gottes, als welchen ihn die Kirche bekennt.