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Frage 47:

Das Evangelium zeichnet sich durch seine wunderbar schöne Sprache und seinen Inhalt aus. Wie aber sollen wir die verschiedenen Verse des Alten Testaments verstehen und interpretieren, die Gewalt beinhalten (z.B. Dtn 13,15; Exodus 32,27)?

 

Antwort:

Der Fragende lese den zweiten Teil der Antwort auf Frage 28 oben.

 

Es sei hier hinzugefügt (zitiert aus dem Buch: Glaubensverkündigung für Erwachsene. Deutsche Ausgabe des Holländischen Katechismus, Nijmwegen-Utrecht, 1966): Wer das Alte Testament selber aufschlägt, der begegnet Seiten von zwingender Pracht und anderen, die steinig und kahl erscheinen wie raue Berglandschaft.

„Viel Verwirrung beim Lesen [des Alten Testaments] rührt daher, dass wir eigentlich ein braves und erbauliches Buch erwarten, ein Buch, in dem uns lauter gute Dinge dargestellt werden. Aber schon in den Geschichten der Patriarchen im Buch Genesis werden rohe, grausame oder für unser Empfinden unsittliche Taten mit der größten Ruhe erzählt. Wir, die wir dies lesen, sollten dann wissen, dass die Bibel kein erbauliches Buch ist, sondern die Wirklichkeit wiedergibt. Gott ist auf dem Wege mit einer primitiven Menschheit. Erst mit der Zeit werden sich die Sitten oder wenigstens die Vorstellung von den idealen Sittennormen verfeinern. Wir werden bei der Geschichte Abrahams nicht eingeladen, alles so zu tun wie er, sondern auf die große Linie zu achten: wie er bei allem Jahwe treu geblieben ist. Man braucht eine große Sicht, um das Alte Testament gut zu lesen. Man muss sich vorstellen können, dass es bei anderen Menschen auch anders zugeht.

 

Die Lektüre wird nicht so schwer fallen, wenn die Taten als ausdrücklich böse gekennzeichnet sind, wie etwa bei der Sünde von Sodom, oder wenn sie ausdrücklich erwähnt werden, wie zum Beispiel beim Betrug der Töchter des Lot (Gen 19). Aber manchmal scheint es doch, als ob Gott selbst dahinter stünde, wie zum Beispiel beim Betrug des Jakob (Gen 27) und, stärker noch, bei der Ausrottung der Bewohner Kanaans (Jos 8). Es steht dort geschrieben, dass Jahwe dafür den Befehl gab. (Vgl. oben: Antwort auf Frage 27.)

 

Doch müssen wir auch diese Fälle als eine primitive Unvollkommenheit betrachten. Man wusste es damals nicht besser, oder man musste, um den Jahwedienst rein zu halten, die Methoden jener Zeit und jener Kulturstufe anwenden. Die Mentalität Gottes war noch nicht tief genug durchgedrungen. Es war schon viel, dass man Jahwe treu blieb.

Wie unvollkommen und menschlich die Dinge im Alten Testament sind, geht auch aus dem Wort Jesu über die Tatsache hervor, dass ein Mann seine Frau einfach wegschicken konnte. Dies geschah, so sagt Jesus, „wegen der Härte ihres Herzens/Gemütes“ (vgl. Mt 19,8). Die eigentliche Absicht Gottes war das nicht. So ist es auch mit den Morden im Buch Josua (sie waren übrigens viel geringer als die darin angegebenen Zahlen annehmen lassen; viel geringer auch als die Ausrottung der Indianer in den Vereinigten Staaten oder der Juden während des Dritten Reiches).

Kontakt

J. Prof. Dr. T. Specker,
Prof. Dr. Christian W. Troll,

Kolleg Sankt Georgen
Offenbacher Landstr. 224
D-60599 Frankfurt
Mail: fragen[ät]antwortenanmuslime.com

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