Frage 58:
Im Vers Mt 16,18 nennt Jesus Petrus als den Fels, auf den er seine Kirche bauen würde und sagt sogar, dass er ihm die Schlüssel des Himmelreiches geben werde... Aber nur ein Paar Verse weiter sagt Jesus dem Petrus: “Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen!” Was muss man jetzt glauben? Ist dieser Petrus Satan oder der Besitzer der Schlüssel des Himmelreiches?
Antwort:
Mt 16, 18: „Ich aber sage dir, auf diesem Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.“ Mächte der Unterwelt bedeutet wörtlich: Pforten der Unterwelt. Durch die Personifizierung der „Pforten“ wird hier der Gedanke an die Mächte des Bösen nahe gelegt, durch die die Menschen zuerst in den Tod der Sünde hineingezogen und dann endgültig in den ewigen Tod verstrickt werden. Es wird Aufgabe der Kirche sein, die Auserwählten der Herrschaft des Todes, des zeitlichen und vor allem des ewigen Todes, zu entreißen, um sie in das Himmelreich eintreten zu lassen (vgl. Kol 1,13; 1 Kor 15,26; Offb 6,8; 20,13). Genauso wie die Stadt des Todes hat die Stadt Gottes Pforten; sie gewähren nur jenen Einlass, die würdig sind, vgl. Mt 23,13) Petrus empfängt die Schlüssel zu diesen Toren. Es wird also ihm zukommen, den Zugang zum Himmelreich durch die Vermittlung der Kirche zu öffnen oder zu schließen.
Mt 16, 23: „Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus: Weg mit dir, Satan, geh mir aus dem Augen. Du willst mich zu Fall bringen; denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“ In Mt 16,21 hatte Jesus seine erste Leidensankündigung gemacht und erklärt, er müsse nach Jerusalem gehen und dort vieles erleiden; ja, er werde getötet werden, aber am dritten Tage werde er auferstehen. Jesus verbindet also mit der glanzvollen Aufgabe des Messias (vgl. Hab 3,13; 1 Sam 2,10; Ps 2) die schmerzvolle Aufgabe des leidenden Gottesknechtes (vgl. Jes 42, 1-9; 49, 1-6; 50, 4-9; 52, 13-52,12). Jesus bereitet den Glauben der Jünger auf die kommende Krise seines Todes und seiner Auferstehung vor. Du willst mich zu Fall bringen Wörtlich: „Ein Anstoß (Ärgernis) bist du für mich“. Dadurch dass Petrus sich dem Leiden und dem schmachvollen Tod Jesu in den Weg stellen will, den Weg nicht versteht, den der Messias gehen muss, wird er zum „Fallstrick“ (Grundbedeutung des griechischen Wortes skandalon) und zum – wenn auch unbewussten – Helfershelfer Satans. In Mt 4,1-10 hatte der Evangelist schon von dem Versuch Satans berichtet, Jesus durch die Versuchung in der Wüste vom Weg des Leidens und der Demut des Gottesknechtes abzubringen. Petrus sowie die anderen Jünger hofften bis zum Ende des Lebens Jesu, er werde schließlich noch seine Macht erweisen und seine irdischen Gegner besiegen. Erst durch die Gabe des Heiligen Geistes wurde Petrus und den anderen Jüngern die Gnade zuteil, den Sinn des schmachvollen Todes Jesu und die wahre Bedeutung von Kreuz und Auferstehung zu ermessen. Allen, die Jesus als seine Jünger nachfolgen, werden wie Petrus den stolprigen und steinigen Weg gehen müssen, dass der Weg des Messias ein Weg des Dienstes und Leidens ist. Dies gilt besonders auch für die Nachfolger des Petrus im Hirtenamt der Kirche.