Frage 68:
Wieso verbot Gott den Juden das Essen des Schweinefleisches? Nur wegen den Trichinen oder noch aus anderen Gründen? Wieso erlaubt es Jesus ihnen - war also die Hygiene z. Z. Jesu besser oder soll man sagen, das Essen des Schweinefleisches war nie schlecht und die Juden haben sich das so ausgedacht aus z.B. Abgrenzungsgründen? War es zur Zeit Mohammads auch gefährlich, Schweinefleisch zu essen, weil es eher Wüstengebiet war und dort sicher nicht solche Untersuchungen auf Trichinen vorgenommen werden konnten? Manche Mensche meinen, Schweinefleisch sei in sich nicht so wertvoll - stimmt das oder ist das Unsinn? Wie sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber?
Antwort:
Leviticus 11,7f. und Deuteronomium 14,8 deklarieren Schweinefleisch als unrein und verbieten, Schweinefleisch zu essen und ein totes Schwein zu berühren. Dieses Verbot wird im Alten Testament nicht begründet, und daher werden mögliche religiöse (das Schwein als heidnisches Kulttier), moralische („unreiner“ Lebenswandel des Schweines), kulturanthropologische („taxonomische Anomalie“, i.e. die Schwierigkeit, die zoologische Kategorie zu bestimmen, zu der das Schwein gehört), medizinische (z. B. Schutz vor Trichinose) und ökologische (Nahrungskonkurrent des Menschen) Begründungen diskutiert. Das Verbot wird im Judentum als Identitätsmerkmal verstanden (vgl. 2 Makkabäer 6,18-31 u.ö.) und von Nichtjuden als unterscheidendes Charakteristikum wahrgenommen. Auch der Koran verbietet den Genuss von Schweinefleisch (Sure 2,173 u.ö.). Das Neue Testament teilt noch die jüdische Abscheu vor dem Schwein, aber schon das in der Apostelgeschichte (15,23-29) behandelte Aposteldekret ignoriert und der Barnabasbrief (10,1.3) allegorisiert das Verbot des Genusses von Schweinefleisch, das in der alten Kirche aufgegeben wird. Dabei spielten sicher die Perikopen in den Evangelien ein Rolle, in denen Jesus über die Frage der Reinheit und Unreinheit von Speisen (Mk 7,14-23 und Mt 15,10-20) spricht, eine entscheidende Rolle.
„Und er [Jesus] rief die Leute zu sich und sagte: Hört und begreift: Nicht das, was durch den Mund in den Menschen hineinkommt macht ihn unrein, sondern was aus dem Mund des Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. Da kamen die Jünger zu ihm und sagten: Weißt du, dass die Pharisäer über deine Worte empört sind? Er antwortete ihnen: Jede Pflanze, die nicht mein himmlischer Vater gepflanzt hat, wird ausgerissen werden. Lasst sie, es sind blinde Blindenführer. Und wenn ein Blinder einen Blinden führt, werden beide in eine Grube fallen. Da sagt Petrus zu ihm: Erkläre uns jenes rätselhafte Wort! Er sagte: Seid ihr immer noch ohne Einsicht? Begreift ihr nicht, dass alles, was durch den Mund (in den Menschen) hineinkommt, in den Magen gelangt und dann wieder ausgeschieden wird? Was aber aus dem Mund herauskommt, das kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Zeugenaussagen und Verleumdungen. Das ist es, was den Menschen unrein macht; aber mit ungewaschenen Händen essen macht ihn nicht unrein“ (Mt, 15,10-20). (Siehe. Theol. Wörterbuch des Alten Testaments 2,835-846.)