German
English
Turkish
French
Italian
Spanish
Russian
Indonesian
Urdu
Arabic
Persian
Home     BIBEL- UND KORANSTELLEN     FRAGENÜBERSICHT     Literatur     IMPRESSUM

Frage 69:

Auf Ihrer Homepage steht (Kapitel 2: Gottheit Jesu, II. Muslimische Sicht: Im Einzelnen: Para 3, Zeile 1: “Jesus, der verkündet worden war von Johannes dem Täufer (Yahyá), wurde geboren aus der Jungfrau Maria ohne einen menschlichen Vater.” Woher wissen Sie, dass es Yahyá (Friede sei auf ihm) gewesen sein soll der Jesus (Friede sei auf ihm) die Botschaft überbracht hatte, wo doch der Koran in Sure 3,39 von den Engeln spricht, die Zakariyya eine Botschaft Gottes überbrachten?

 

Antwort:

Was ich mit dem von Ihnen zitierten Satz sagen will ist, dass Isa ibn Maryam nach dem Koran von Yahya ibn Zakariyya als "ein Wort von Gott" geglaubt wurde. Dabei gehe ich in meiner Aussage möglicherweise über den Korantext insofern hinaus, als ich von dem koranischen Begriff saddaqa ausgehend annehme, dass Yahya diese seine Glaubensüberzeugung bzgl. Isa auch öffentlich bekundet hat und insofern Isa verkündet hat.

Dabei stütze ich mich auf Sure 3, 39 und die normale Auslegung dieses Verses (z. B. im Tafsir al-Manar zu diesem Vers. Dar ul-Fikr Ausgabe, Band III, S. 297f.)

Ich will nicht sagen, und der Koranische Text gibt das auch nicht her, dass, wie Sie es ausdrücken: Yahya Isa (der Friede Gottes ruhe auf Ihm!) "die Botschaft überbrachte", wie Sie meinen, sondern eben nur, dass Yahya für wahr hielt, dass Isa "ein Wort von Gott sei".

1. Die Interpretation des Verses 3,39 vom Koran

Was die Interpretation des Verses 39 der Sure 3 angeht, so finden Sie eine Zusammenstellung der Deutungen dieses Verses und damit auch der von uns besprochenen Worte, in Mahmoud M. Ayoub, The Qur'an and its Interpreters, Vol. II (The House of 'Imran) (Albany: State of New York University Press, 1992) , pp. 107-112. Ayoub belegt, dass die meisten der berühmten klassischen Kommentatoren des Qur'an der von mir dargelegten Auffassung sind.

2. „Er wird in den Worten der Propheten vorausverkündigt“.

Ich nehme an, dass Sie die Schriften des Alten Testaments oder Ersten Testaments, die eine ganze Bibliothek von Schriften aus vielen Jahrhunderten und den verschiedensten Umständen darstellen, gelesen haben. Im Alten Testament befinden sich auch die Bücher der Propheten. Viele dieser Propheten und ihre Schriften werden im Qur'an nicht erwähnt. Für Juden und Christen stellen sie einen wichtigen Teil der Hl. Schrift dar. Ich kann Ihnen hier nicht im Einzelnen erklären, wie die Christen im Lichte ihres Glaubens an Jesus von Nazareth als den Messias diese prophetischen Schriften durch viele Jahrhunderte hindurch interpretiert haben. Im Unterschied zu den Juden sehen die Christen in den Schriften des Alten Testaments, und darunter besonders in den Schriften der Propheten, eine Zukunft angekündigt, in der Gottes Gesalbter angekommen sein wird und mit ihm "das Reich Gottes". Ebenfalls im Unterschied zum jüdischen Glauben haben die Christen – von denen viele, gerade in den ersten Jahrhunderten aus der Welt des jüdischen Glaubens kamen – von Anfang an in Jesus Christus den erwarteten Messias des jüdischen Glaubens gesehen und bekannt. Während die Juden ihn noch erwarten, sind die Christen im Glauben überzeugt, dass Jesus von Nazareth, der Gekreuzigte und Auferstandene der wahre, von Gott seit Jahrhunderten in den Schriften des jüdischen Volkes erwartete Messias (Gesalbte Gottes) ist. Mehr kann in diesem Rahmen leider nicht gesagt werden. Falls Sie interessiert daran sind, die zentralen christlichen Glaubensinhalte besser zu verstehen, verweise ich Sie auf Katholischer Erwachsenen-Katechismus: Das Glaubensbekenntnis der Kirche, hrg. von der deutschen Bischofskonferenz. Kevelaar: Butzon &Bercker, 1985, bes. pp. 60-63; 143 ff.

 

Meine Aussage, dass Jesus als der Christus von den Propheten vorausgesagt wurde, ist also als ein Teil der Glaubensausage der Kirche zu verstehen. Jüdische Gläubige interpretieren die relevanten Texte des Alten Testaments anders. Leider gibt es noch keinen konsistenten muslimischen Kommentar zu den Schriften des Alten und Neuen Testaments.

3. Johannesevangelium 16,12-13.

Der christliche Glaube versteht diese und verwandte Textstellen seit eh und je als sich auf den Heiligen Geist beziehend. Es kann hier nicht im Detail dargelegt werden, warum es falsch ist, im griechischen Text periklytos statt parakletos zu lesen. Ich kann auch nicht die christliche Exegese zu diesen Texten zusammenfassen, die Bände füllt. Nur Eines sei gesagt: die Christen verstehen den Parakleten als den Beistand, den Tröster, kurz als Bezeichnung für den Heiligen Geist. Er wird offenbaren, dass Jesus das Recht hatte, sich "Sohn Gottes" zu nennen (vgl. Joh 10,33; 19,7). Der "Beweis" dafür wird das "Hingehen" Jesu zum Vater sein (13,1; 20,17); es wird seinen himmlischen Ursprung und sein himmlischer Wesen zeigen (6,62). Der Geist wird Jesus dadurch verherrlichen, dass er die Fülle des Geheimnisses Jesu offenbart. Jesus selbst verherrlicht den Vater (17,4). Die Offenbarung ist also vollkommen eine; im Vater nimmt sie ihren Ursprung, durch den Sohn wird sie gewirkt, im Geist wird sie vollendet zur Herrlichkeit Gottes, des Sohnes und des Vaters. (vgl. Katholischer Erwachsenen-Katechismus, pp. 221 ff.)

4. Sure 61, 6

sein Name ist Ahmad: oder: dessen Name löblicher ist: Das besagt, dass dann das Wort nicht als Eigenname zu verstehen ist. Die muslimischen Kommentatoren erkennen in diesem Namen den Propheten Muhammad. Die Apologeten des Islams haben sich gegen die Beteuerungen der Christen bemüht, einen Text im Evangelium zu finden, der diese Ankündigung Jesu enthalten soll. Es gibt zwei Richtungen in der Argumentation: Entweder beschuldigen sie die Christen, die einschlägigen Texte aus dem Evangelium entfernt zu haben, oder was häufiger vorkommt sie berufen sich auf die Verheißung an seine Jünger, er werde ihnen den Beistand (parakletos) senden (Evangelium: Johannes 14,16,26). Parakletos wurde dann im Sinne von periklytos (Hochberühmt) gedeutet.

 

Siehe: "Hat Jesus Muhammad angekündigt? Der Paraklet des Johannesevangeliums und seine koranische Bedeutung." (ed. Timo Güzelmansur) Regensburg: Pustet, 2012 [CIBEDO Schriftenreihe 1]

Kontakt

J. Prof. Dr. T. Specker,
Prof. Dr. Christian W. Troll,

Kolleg Sankt Georgen
Offenbacher Landstr. 224
D-60599 Frankfurt
Mail: fragen[ät]antwortenanmuslime.com

Mehr zu den Autoren?