German
English
Turkish
French
Italian
Spanish
Russian
Indonesian
Urdu
Arabic
Persian
Home     BIBEL- UND KORANSTELLEN     FRAGENÜBERSICHT     Literatur     IMPRESSUM

Frage 253:

Während Paulus in seinem 1. Brief an die Gemeinde von Korinth über die Ehe spricht, sagt er „Ich meine es ist besser“. Was hat das persönliche Wort in einem Buch, das Gottes Wort ist [zu suchen]?

 

Antwort:

Der oder die Fragende bezieht sich auf Vers 25 im siebten Kapitel des 1. Briefes des Hl. Paulus and die Korinther (1 Kor 7,25; vgl. auch 1 Kor 7,6.35). Paulus behandelt in diesem Abschnitt seines Briefes nicht Ehe und Jungfräulichkeit im Allgemeinen, sondern antwortet – wahrscheinlich Punkt für Punkt – auf Fragen, die ihm gestellt wurden. In den Versen 25 ff gibt Paulus eine Antwort für Verlobte, die mit dieser Frage an Verantwortliche in der Gemeinde und durch sie an ihn herangetreten sind: „Über ‚die verlobten jungen Frauen‘ nun habe ich keine Anordnung des Herrn; eine Handlungs-Maxime lege ich vor, ich der ich vom Herrn die Barmherzigkeit erfahren habe, mit einer Vertrauensstellung betraut zu sein.“ Diese Antwort hebt Paulus also ab von Aussagen, die von der Kirche als „Anordnung des Herrn“ überliefert sind. Solche Anordnungen sind etwa: Das Gebot der Monogamie oder das Gebot, das Herrenmahr zu seinem Gedächtnis zu feiern.

Der oder die Fragende scheint vorauszusetzen, dass der christliche Glaube den Text des Briefes des Hl. Paulus für Wort Gottes in dem Sinn hält, dass alles was Pauls in diesem Brief schreibt unmittelbar von Gott diktierte Worte sind, ganz unabhängig vom Denken und Urteilen des Apostels. Das aber ist ein Verständnis der Offenbarung und des Wortes Gottes, das der kirchlichen Lehre fremd ist.

Der oder die Fragende lese dazu auf dieser Webseite die relevanten Textabschnitte zum Thema: „Die heilige Schrift und das Wort Gottes“, besonders III, 1-3. Ferner lese man: Frage & Antwort n. 236.

Der von der Deutschen Bischofskonferenz herausgegebene Erwachsenen-Katechismus schreibt zu unserem Thema:

„Das Wort Gottes fällt nicht vom Himmel herab; es erreicht uns nur durch menschliches Wort. Dass Gott Urheber der Heiligen Schrift ist, schließt darum nicht aus, sondern schließt sogar notwendig ein, dass die einzelnen Bücher der Heiligen Schrift Menschen als Verfasser haben. Sie haben das Wort Gottes in der Sprache ihrer Zeit, den Bedingungen ihrer Zeit und Kultur entsprechend, mit Hilfe der damals üblichen literarischen Gattungen zum Ausdruck gebracht. Will man die Heilige Schrift recht auslegen, dann muss man auf die Aussageabsicht der biblischen Verfasser achten und dadurch zu verstehen suchen, was Gott uns durch sie kundtun wollte. Man muss also „genau auf die vorgegebenen umweltbedingten Denk-, Sprach- und Erzählformen achten, die zur Zeit des Verfassers herrschten, wie auf die Formen, die damals im menschlichen Alltagsverkehr üblich waren“ (Die dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung „Dei Verbum“ [=DV] 12). Diese Menschlichkeit und Geschichtlichkeit der Heiligen Schrift gehört zur „Herablassung“ Gottes, die in der Menschwerdung Jesu Christi ihren Höhepunkt erreicht hat. (vgl. DV 14).

Zur Menschlichkeit und Geschichtlichkeit der Heiligen Schrift gehört auch, dass die einzelnen Schriften des Neuen Testaments in der frühen Kirche und für die frühe Kirche bzw. für die frühen Gemeinden entstanden sind. Ihren „Sitz im Leben“ haben sie in der frühchristlichen Verkündigung, Liturgie, Katechese, Apologetik und in den konkreten Problemen der Gemeindeordnung. Die frühe Kirche war es auch, die die verschiedenen Schriften des Neuen Testaments gesammelt und mit dem Alten Testament zusammen zum Kanon erklärt hat. So ist die Heilige Schrift ein Buch der Kirche. Man kann sie nur dann recht verstehen, wenn man sie aus dem Leben, dem Geist und dem Glauben der Kirche, in dem sie entstanden ist, interpretiert.“ (Erwachsenen-Katechismus, Band 1, S. 48)

Kontakt

J. Prof. Dr. T. Specker,
Prof. Dr. Christian W. Troll,

Kolleg Sankt Georgen
Offenbacher Landstr. 224
D-60599 Frankfurt
Mail: fragen[ät]antwortenanmuslime.com

Mehr zu den Autoren?