Frage 18:
“Ist bei euch Christen die Scheidung verboten? Wenn es mit der Liebe zwischen zwei Personen schon vorbei ist, wäre es nicht eine Qual, diese Personen noch immer zusammenleben zu lassen? Wenn íhre Religion die Scheidung verbietet, warum sind dann die Scheidungsraten in Amerika und Europa so hoch? In den Zeitungen liest man, daß dort jede zweite Ehe in Brüche gehe.”
Antwort:
Die eheliche Liebe vollendet sich nach christlichem Verständnis in der lebenslangen Treue. In ihr geschieht eine unbedingte Zuwendung des einen Partners zum anderen und ein Engagement füreinander, das sich nicht von wechselnden Umständen abhängig macht. Einer hält am anderen fest, komme was da wolle. Eine solche Haltung bedeutet eine hohe Form des Einstehens von Menschen füreinander und ein großes Zeichen der Solidarität, zu welcher der Mensch für den Menschen fähig ist, wenn und sofern er sich dabei wirklich von Gott helfen, tragen lässt. Gerade im Leben aus dieser Treue wird die Ehe durchsichtig auf die Liebe Gottes, der sich in Jesus Christus den Menschen und der Welt in einem unbedingten Ja zugesagt hat.
Nach katholischem Glauben ist die sakramentale Ehe ein Bund, in dem die Liebe Jesu Christi zu seiner Kirche in einer eigenen Weise dargestellt wird (lies Eph 5:21-33). In Menschwerdung, Tod und Auferstehung hat Christus sich seiner Kirche geschenkt und sich für sie hingegeben. Nur in diesem Geheimnis kann die Ehe als Sakrament verstanden und gelebt werden. Sie ist ein Weise der Christusnachfolge.
Christliche Eheleute wissen sich in ihrem Bund der Liebe und Treue Christi zu seiner Kirche eingebunden und empfangen in der sakramentalen Ehe die Kraft zum Durchhalten ihres Treuebundes. Dieser Bund ist ein Bund gegenseitigen Vertrauens, ein Prozess, in den es auch Versagen, Schuld und Erkalten der Liebe geben kann; doch ist das für Christen kein Grund zur Aufkündigung der Treue. Auch wenn ein Partner die eheliche Gemeinscahft verlassen hat, bleibt der andere in Treue an seinen Gatten gebunden. Er kann sein Alleinsein bewusst und gläubig in der Nachfolge Christi als Anteil an seinem Kreuz tragen.
Über die christliche gelebte Ehe und Familie sagt die Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland:
"In der Bindung bis in den Tod bringt der Ehegatte die Liebe Christi, von der nichts scheiden kann (Röm 8:35), in die alltägliche Nähe des Ehepartners. In solcher eine ganzes Leben umspannender Treue zeigt sich die Fülle christlicher Existenz: der Glaube an den Auferstandenen, welcher den Glauben an die Auferweckung des Ehepartners einschließt; die Hoffnung, welche für den anderen hofft, indem sie auf Christus setzt; die Liebe, die am anderen festhält, weil sie ihn in Christi Liebe zu bejahen vermag. ".
In Krisen und in Scheitern bedarf es der brüderlichen Hilfe des Seesorgers.