Frage 240:
Protestanten behaupten, dass die Katholiken Götzendiener seien. Stimmt das?
Antwort:
Der Vorwurf, dass die katholische Lehre und Glaubenspraxis dem Götzendienst gleichzustellen sei, wurde wirkmächtig vom protestantischen Reformer Johannes Calvin (1509-1564) in seinem theologischen Hauptwerk Institutio Christianae Religionis (dt. Unterricht (oder auch: Unterweisung) in der christlichen Religion) gemacht , das 1536 in Basel erstaufgelegt wurde. In Buch 1, Buch 1 Kapitel 11 (=Institutio 1-11-11) dieses Werkes behauptet er, die Ausflüchte der Katholiken, wenn konfrontiert mit dem Vorwurf des Götzendienstes, seien „sinnlos“. Kapitel 11 diese Werkes ist überschrieben: „Es ist Sünde, Gott sichtbar Gestalt beizulegen; völliger Abfall von Gott ist es, wenn man sich Götzenbilder macht.“ Calvins auf unsere Frage bezogenen Aussagen werden auf der offiziellen Webseite der Calviner in drei Punkten zusammengefasst:
· „ 1. die törichte Unterscheidung der katholischen Kirche zwischen dulia (Bilderdienst) und latria (Bilderverehrung)
· 2. sie behaupten doch leichtsinnig, dass sie “die Bilder dienen ohne sie zu verehren”, wie die Bedeutung dieser zwei griechischen Wörter zeigt
· 3. daher ist die katholische Kirche nicht besser als alle anderen Götzendiener“
www.calvinismus.ch/tag/katholizismus/ (geöffnet 13.07.2011)
Dieser Vorwurf Calvins an die katholische Kirche seitens des Reformers steht im Raum und wird von Anhängern der Lehre des Calvin bis zum heutigen Tag aufrechterhalten. Der Katechismus der katholischen Kirche sagt zu unserer Frage: "476 Da das Wort Fleisch wurde und eine wahre Menschennatur annahm, war Christus ‚im Leib begrenzt‘ [Vgl. Syn. im Lateran 649: DS 504.]. Infolgedessen lässt sich das menschliche Antlitz Jesu ‚vor Augen stellen‘ (Gal 3, 1). Auf dem siebten Ökumenischen Konzil (2. Konzil von Nizäa im Jahre 787) [Vgl. DS 600 -603] hat die Kirche es als berechtigt anerkannt, Christus auf heiligen Bildern darzustellen." (KKK) Der kath. Erwachsenenkatechismus sagt dazu folgendes (Band II, S. 168).
"Das Christentum ist Israel im Verbot bildlicher Darstellungen von Gott nicht gefolgt, doch bestanden wegen der kultischen Verehrung von Kaiserbildern und wegen der Verfolgung der Christen, die eine solche Verehrung ablehnten, starke Vorbehalte gegen kultische Bilder.
In frühchristlicher Zeit tauchen ab Mitte des 3. Jahrhunderts religiöse Bilder auf, zunächst Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament, dann auch Christus- und Heiligenbilder. Im byzantinischen und karolingischen Bilderstreit kam es zu schweren Auseinandersetzungen über die Erlaubtheit der Bilder und vor allem ihrer Verehrung. Das Zweite Konzil von Nizäa (787) entschied für die Bilderverehrung. Der eigentlich theologische Hintergrund dieser Entscheidung ist darin zu sehen, dass mit dem Kommen Jesu Christi Gott selbst Mensch geworden ist. Gott lebt in Jesus Christus sein Gottsein auch auf menschliche Weise. Damit hat Gott ein "konkretes" Gesicht, das Gesicht Jesu von Nazareth. Das menschliche Antlitz Jesu ist das Antlitz Gottes, es ist "Ikone des Vaters". Dieses Verständnis machte die Darstellung Jesu Christi im Bild möglich. "
Auf der Webseite www.kathnews.com/index.php (geöffnet 13.07.2011) findet sich folgender Blog, der es wert ist hier zitiert zu werden:
„04.09.2002, 09:32
Ich bin kein Theologe und kann auch keine fundierten Antworten geben, aber eine bildhafte Darstellung wäre nur dann Götzendienst, wenn man das Bild anbeten würde. In der katholischen Frömmigkeit wird aber ein Bild oder eine Statue nur benutzt, um den Gläubigen zu helfen, sich an Jesus, bzw. die Heiligen zu richten. Nicht zu einer Statue oder zu einem Bild wird gebetet, sondern zu dem, der dargestellt wird.
Zu der Gefahr, sich falsche Vorstellungen zu machen, würde ich sagen, dass dies sich höchstens auf Äußerlichkeiten beziehen würde, also für den Glauben irrelevant.
Ich habe mal eine andere Analogie gehört. Der Katholik glaubt an die Gemeinschaft der Heiligen. Mit der Taufe wird er in diese Familie hineingeboren. Bilder von Heiligen zu haben, ist daher genauso natürlich wie die Bilder von Ehepartner, Kinder, Großeltern, etc., die auf dem Kaminsims stehen.
Außerdem hat Jesus gesagt, dass wir wie Kinder glauben sollen. Kinder brauchen halt Bilder. Auch in freikirchlichen Familien gibt es "Bibelbücher" für die Kinder, wo Szenen der Bibel bildhaft dargestellt werden. Auch Jesus ist dort abgebildet. Wenn also ein Freikirchler sich an den katholischen Bildern stört, sollte er erst mal bei seinen eigenen Kindern aufräumen. Wer wie ein Erwachsener glauben will, soll gerne auf Bilder verzichten.
Gottes Segen,
Dirk „