Frage 125:
Warum wird Jesus Christus zurückkommen?
Antwort:
„Die Bibel sagt uns, dass wir uns „mit Furcht und Zittern“ um unser Heil mühen sollen (Philipperbrief 2,12). Doch überwiegt für den Christen beim Gedanken an das Letzte Gericht die Hoffnung. Der Grund dafür ist: Christen sehen alles von Christus her und auf Christus hin. Schon im Alten Testament war vom „Tag des Herrn“ die Rede, an dem Gott alle Bosheit seines Volkes strafen, zugleich aber auch sein Volk retten und wiederherstellen werde. Was hier gemeint war, wird im Neuen Testament erst ganz deutlich. Christen erwarten den Tag Jesu Christi, seine Wiederkunft in Herrlichkeit. Dann wird vor aller Welt offenbar werden, dass Jesus Christus der Urgrund und die Mitte der Geschichte ist, alles wird an ihm und seiner Wahrheit gemessen werden. Er ist der von Gott eingesetzte Richter der Lebenden und der Toten. Die Bibel kündigt diesen Vorgang in großartigen Bildern an. Sie alle besagen dies eine: Am Ende wird Christus triumphieren und mit ihm die Wahrheit und die Gerechtigkeit. Dann werden auch die Kleinen und Gedemütigten, die Vergessenen, die Opfer von Terror und Katastrophen zu ihrem Recht kommen, alle Bosheit und ungerechte Gewalt wird untergehen. So ist die Botschaft vom Weltgericht doch ganz und gar eine frohe Botschaft.
…bis du kommst in Herrlichkeit!“ über diesen Satz des Eucharistiegebetes der der Kirche sollten Christen viel öfter nachdenken und sprechen. Die Christen der Urkirche waren begeistert von der Hoffnung auf Christi Wiederkunft, sie haben das Kommen des Herrn sogar in ganz naher Zukunft erwartet. Erst nach und nach setzte sich auch die Einsicht durch, dass das Ende der Geschichte noch in weiter Ferne liegen kann. Aber für die Christen war das keine Terminfrage. Es gab keinerlei Krise, als sich die Naherwartung nicht erfüllte. Jesu Ankunft steht immer noch unmittelbar bevor. Christsein heißt in Erwartung leben.
Manchmal treten Leute auf, die ganz genau wissen wollen, wann es so weit ist – obwohl uns die Bibel sagt, dass keiner Tag und Stunde kennt (Markus 13,32). Sie weisen auf die Kriege und Katastrophen hin, die Jesus als Vorzeichen des Endes angekündigt hat. Dies sind aber keine Termin-Hinweise. Vielmehr hat Jesus durch diese Ankündigung alle Schrecken dieser Welt umgewertet: Für Christen sind sie Zeichen des kommenden Heiles! Auch der „Antichrist“, dessen Auftreten dem Ende vorausgehen wird (2 Thessalonicherbrief 2,4), ist keine bestimmte Person der Geschichte. Die Welt ist voll von solchen Gegnern Gottes, aber ihre Macht soll die Christen nicht schrecken, weil Jesus am Ende Sieger sein wird.
So erwarten die Christen von Jesus die Vollendung der Geschichte. Das ist eine froh machende Botschaft – und zugleich eine Sache von großer Gegenwartsbedeutung: Nicht wir schaffen die Vollendung der Welt, sondern der Herr wird dies tun. Wer das begriffen hat, der wird keinem Verkünder irdischer Paradiese mehr folgen. Wirklich gläubige Christen lassen sich vom Auf und Ab der Weltgeschichte nicht irre machen. Sie haben den Auftrag, für die Gerechtigkeit zu kämpfen, Gutes zu tun, so viel sie können, aber sie sollen die Vollendung nicht von sich selbst erwarten. Die Hoffnung auf den Sieger und Richter Jesus Christus bewahrt Christen vor schlimmen Utopien, die – wie die Geschichte beweist – nur allzu leicht in Blut und Tränen enden. So bewahrt die Botschaft von Christi Kommen in Herrlichkeit von trügerischer Hoffnung auf irdische Paradiese sowie auch vor lahmem Resignieren ohne Hoffnung.“ (mit minimalen Änderungen aus W. Henze, Glauben ist schön. Ein katholischer Familien-Katechismus. Harsum: Köhler, 2001, S. 176-7)