Frage 195:
Was bedeutet die Heiligsprechung? Gibt es eine Zwei-Klassen-Gesellschaft im Himmel?
Antwort:
Der Katechismus der Katholischen Kirche schreibt über die Berufung zur Heiligkeit, die mit der Berufung eines Menschen zur Taufe verbunden ist, und zur Bedeutung der Heiligsprechung folgende Paragraphen:
824 Die Kirche wird durch Christus geheiligt, weil sie mit ihm vereint ist; durch ihn und in ihm wirkt sie auch heiligend. Die ‚Heiligung der Menschen in Christus und die Verherrlichung Gottes’ sind es, auf die alle anderen Werke der Kirche als auf ihr Ziel hinstreben’ (Sacrosanctum Concilium 10). In der Kirche ‚ist die ganze Fülle der Heilsmittel’ (Unitatis reintegratio 3) vorhanden. In ihr ‚erlangen wir mit der Gnade Gottes Heiligkeit’ (Lumen gentium 48)
825 ‘Die Kirche ist schon auf Erden durch eine wahre, wenn auch unvollkommene Heiligkeit ausgezeichnet’ (Lumen Gentium 48). Sie muss in ihren Gliedern die vollkommene Heiligkeit erst noch erreichen. ‚Mit so vielen und so großen Mitteln zum Heile ausgerüstet, sind alle Christgläubigen jedweden Berufs und Standes auf ihrem jeweiligen Weg vom Herrn zur Vollkommenheit der Heiligkeit berufen, in der der Vater selbst vollkommen ist’ (Lumen Gentium 11).
826 Die Liebe ist die Seele der Heiligkeit, zu der alle berufen sind: ‚sie leitet und beseelt alle Mittel der Heiligung und führt sie zum Ziel’ (Lumen Gentium 42). […]
827 ‚Während Christus, heilig, schuldlos, unbefleckt, die Sünde nicht kannte, sondern allein die Vergehen des Volkes zu sühnen kam, umfasst die Kirche in ihrem eigenen Schoß Sünder, ist zugleich heilig und stets reinigungsbedürftig, sie geht immerfort den Weg der Buße und Erneuerung’ (Lumen Gentium 8). Alle Glieder der Kirche, auch ihre Amtsträger, müssen bekennen, dass sie Sünder sind. In allen wächst zwischen der guten Saat des Evangeliums bis zum Ende der Zeiten auch das Unkraut der Sünde. Die Kirche vereint sündige Menschen, die zwar vom Heil Christi erfasst, aber noch immer erst auf dem Weg zur Heiligkeit sind: […]
828 Wenn die Kirche gewisse Gläubige heiligspricht, das heißt feierlich erklärt, dass diese die Tugenden heldenhaft geübt und in Treue zur Gnade Gottes gelebt haben, anerkennt die Kirche die Macht des Geistes der Heiligkeit, der in ihr ist. Sie stärkt die Hoffnung der Gläubigen, indem sie ihnen die Heiligen als Vorbilder und Fürsprecher gibt. ‚In den schwierigsten Situationen der Geschichte der Kirche standen am Ursprung der Erneuerung immer Heilige’ (Christifideles Laici 16,3). ‚Die geheime Quelle und das unfehlbare Maß der missionarischen Kraft der Kirche ist ihre Heiligkeit’ (Christifideles Laici 17,3).
829 ‚Während aber die Kirche in der seligsten Jungfrau Maria schon zur Vollkommenheit gelangt ist, in der sie ohne Makel und Runzel ist, bemühen sich die Christgläubigen noch, die Sünde zu besiegen und so in der Heiligkeit zu wachsen; und daher erheben sie ihre Augen zu Maria’ (Lumen Gentium 65): in ihr ist die Kirche schon die ganz heilige.“